… sind nicht etwa Soldaten, sondern es ist die Meinungsfreiheit. Predige ich seit langem. In seinem Herzen ist ja niemand Demokrat.
Das ZDF gibt bekannt:
Der Milliardär hat bekanntlich angekündigt, auf Twitter, wo sogar der angeblich mächtigste Mann der Erde umstandslos gesperrt werden konnte, die Freiheit der Rede durchzusetzen. Noch nie haben die herrschenden Klassen dergleichen hingenommen und nicht versucht, diese Freiheit einzuschränken, zu dosieren oder ganz abzuschaffen, ob nun vermittels der politischen Polizei, der Zensur, der Justiz, eines Netzwerkdurchsetzungsgesetzes oder mit Hilfe sogenannter Faktenchecker. Für das tonangebende Milieu in Kein-besser-Land ist die Meinungsfreiheit ein Skandal.
„Die Freiheit des Buchdrucks ist die erste Forderung der entstehenden und das erste Opfer der reifen Demokratie”, notierte Don Nicolás allsehend und allweise. Mit der „Zivilgesellschaft” hat die Demokratie ihre späteste, überreife, in Fäulnis übergehende Form erreicht. Ich hätte nichts gegen Edelfäule, aber bei der sogenannten Wokeness handelt es sich um ein Symptom bloßen Vergammelns. Nichts ist dieser woken Community mehr zuwider als die Meinungen derer, die etwas anderes für gut und richtig halten als der progressive, weltoffene und erwachte Teil der Gesellschaft.
Dieser Menschenschlag darf sich jedenfalls in der Sphäre der Netzwerkgesellschaft als herrschend empfinden.
Womöglich ein Satire-Account, aber wer vermag heute noch das eine vom anderen zu scheiden?
Alexander Wendt erklärt die Gründe, warum dieses parasitäre Milieu, das um die 80 Prozent des Twittermobs stellen dürfte, weil die anderen ja arbeiten müssen, die Freiheit des Wortes verabscheut: Sie können anderen Ansichten nichts Substantielles entgegensetzen. Ihnen ist nichts heilig, nichts bedeutend, nichts wirklich verteidigenswert.
Wendt schreibt: „In der erwachten, erleuchteten Gesellschaft der planierten Vergangenheit und der technokratisch kontrollierten Gegenwart bleibt das intellektuelle Zentrum leer. Sie besitzt kein Credo, keinen intellektuellen Überschuss, keine Begründung in sich selbst. Sie kann weder sich selbst noch anderen erklären, warum sie überhaupt existiert. Es liegt ein dialektischer Witz darin, dass ein Gesellschaftsmodell, in dem Gruppenidentität als höchstes der Gefühle gilt, vor allem eins nicht besitzt: Identität. In seiner Mitte sitzt ein schwarzes Loch, das nach und nach Vergangenheit und Gegenwart einsaugt, Denkmäler, die gestürzt, Straßennamen, die ausgewechselt, literarische Texte, die auf problematische Stellen gefilzt werden müssen, eine Alltagssprache, die zugunsten eines technokratischen, mit unaussprechbaren Sonderzeichen übersäten Soziolekts verschwinden soll. Wie es der Natur dieser Objekte entspricht, nehmen sie an Gewicht zu, je mehr sie in ihr Inneres ziehen. Aber sie können naturgemäß nichts aus sich hervorbringen.”
Wokeness ist reine Negativität, die herrschen will. Sie kann so wenig einen Widerspruch ertragen wie Graf Dracula das Sonnenlicht.
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Rückblende.
Das war schon ein schlimmer Finger, der Donald.
Nachdem sie durch ein deutsches Journalistengehirn gequetscht wurde, las sich die Nachricht damals so:
Elon Musk ist freilich weit reicher als Trump. Nachdem wir den vormundschaftlichen Milliardärssozialismus der Gates, Soros et al. erlebt haben, wäre es doch entzückend, wenn aus dieser Sphäre plötzlich ein freiheitliches Lichtlein strahlte und von der letztendlichen Gesundheit Amerikas (bzw. vom Nichterkranktsein des Gesamtorganismus) zeugte. Gerade für trübselige Bewohner eines Landes, in dem sich die Mehrheit immer wieder problemlos bevormunden, gleichschalten und am Nasenring irgendeines Geister- oder Hexenglaubens herumführen lässt.
Ob sich Musk von diesem Schlag erholen wird?
„Meine literarische ebenso wie meine politische Theorie beruht auf einer einzigen Idee, nämlich der Idee der Freiheit”, schrieb einer meiner Hausheiligen, Henry Louis Mencken. „Ich bin, kurz gesagt, ein Vertreter der Lehre von der Willensfreiheit, und zwar in ihrer extremen Ausprägung. Ich kenne kein menschliches Recht, das auch nur im entferntesten der Bedeutung des einfachen Rechts, die Wahrheit zu suchen und sie zu äußern, gleichkäme. Deshalb kann ich in einem demokratischen Staate immer nur ein unbeteiligter Bürger sein; denn die Demokratie beruht auf dem Bedürfnis subalterner Individuen, sich in großen Massen zusammenzurotten; ihre einzige Artikulationsform ist der erbitterte Widerstand gegen freie Gedanken.”