Die meisten Verschwörungstheorien kranken daran, dass ihren Protagonisten böse Absichten unterstellt werden. Geht man stattdessen von guten Absichten aus, wird plötzlich vieles plausibel.
***
***
So tief kann die Sonne des Abendlandes gar nicht stehen, dass der Schatten, der von Habermas her in Richtung Kant fällt, dessen Füße erreicht.
***
desinformiert die Zeit. Tatsächlich verhält es sich andersherum: Diese Menschen sind eher der Ansicht, dass die „Scheindemokratie” sie in Frage stellt.
Noch ein bisschen mehr verdreht der Spiegel die Meldung.
„Meinungen, die die demokratische Grundordnung in Frage stellen”? Dieses Drittel wendet sich ja nicht gegen die Demokratie oder die FDGO, sondern fragt sich, ob Deutschland noch eine Demokratie ist. Ein Drittel bezweifelt, ob der Demos über den Kratos überhaupt etwas entscheiden kann. Nach DDR 2.0‑Logik sind das jetzt alles Staatsfeinde.
Eine Scheindemokratie erkennt man unter anderem daran, dass staatlich gelenkte und alimentierte Medien Zweifel an der Gültigkeit demokratischer Gepflogenheiten zu einem Angriff auf die Demokratie umlügen.
(Ich verwende den Begriff „Demokratie” wie gewohnt nicht ohne ironischen Beiklang.)
***
Manchmal glaube ich, die Ukrainer sind gar keine richtigen Flüchtlinge. Wo bleiben denn die Berichte über Jugendbanden, die nächtliche Straßen bunter machen, über rauschebärtige Minderjährige, über munter aufeinander – aber keineswegs nur aufeinander! – eindreschende „Gruppen”, über spontane Angriffe auf Rettungskräfte, über sexuelle Zudringlichkeiten bis hin zu Willkommensdankabstattungen in der Gruppe, über Messerkunststücke und auch ‑stechereien, lustige Raubüberfälle, elanvoll zerlegte und phantasievoll verwüstete Asylbewerberheime, über Wohnraum‑, Geld‑, Geschlechtertrennungs- und Speisereinheitsforderungen – und als sog. Sahnehäubchen Gotteskrieger in Fußgängerzonen?
PS: „Ihre Bemerkung zu den Flüchtlingen aus der Ukraine umfasst von denselben aber nur einen Teil und blendet wohl eine starke Minderheit aus.”
(Leser ***)
***
Ob ich etwa „transphob” sei, frug mich jemand. Ich erwiderte, ich sei – nahezu – panphob oder meinetwegen auch phobophil, letztlich aber eher gynophil als ‑phob. Weil nämlich vaginophil. Herrgottsakra!
***
Apropos. Ich gestehe, dass ich Anne Spiegel, obzwar sie eine ideologisch vernagelte Bolschewokin ist, nicht unapart finde; sie war jedenfalls das einzige Mitglied der aktuellen Bundesregierung, das ich anschauen konnte (bei ausgeschaltetem Ton versteht sich), ohne „in allen Farben des Ekels zu schillern”, wie mein alter Kamerad Nietzsche es formulierte, und ich bin als ein in der Schurwolle gefärbter Sexist immer bereit, bei einer Maid das Aussehen himmelhoch über den Intellekt zu stellen.
Und nun das (das Foto ist wahrlich unvorteilhaft).
Niemand soll behaupten, die Medien in ’schland seien gleichgeschaltet worden. Nein – die Genoss:_*Innen Journalist:_*Innen kommen ganz von allein zu identischen Erkenntnissen (aber vielleicht irre ich mich auch und es ruft inzwischen tatsächlich irgendein Presseamt in den Redaktionen an wie weiland in der Zone, oder sie sprechen sich wenigstens untereinander ab), was sich im Falle der unglücklichen nunmehr sowohl Ex-Umwelt- als auch Ex-Familienministerin so anlässt:
Wir müssen uns von der kindlichen Idee lösen, dass eine einzelne Umweltministerin nach einer – nebenbei: präzise vorhergesagten, aber auch von ihrem Ministerium (Urlaub?) nicht an die Bevölkerung weitergemeldeten – Sturmflut mit über 100 Todesopfern für irgendjemanden, den sie gar nicht kennt, „da zu sein” habe, obwohl sie gerade im Urlaub ist.
Der Fortschritt, den die Quotenfrauen in die Politik bringen, zeigt sich in der Kollateralvermenschlichung dieser einst kalten und männerdominierten Sphäre. Einem Mann hätte man dergleichen nicht im Ansatz durchgehen lassen, weil die alten Geschlechterstereotype ihn a priori von der Familienbetreuung entbunden hätten. Wollen Sie etwa in diese Vergangenheit – in die Zeiten Helmut Schmidts und des Führungs‑, ja Führerkults – zurück?
Frl. Frühauf – das ist übrigens die Verzapferin der geflügelten Worte: „Na herzlichen Dank an alle Ungeimpften, dank euch droht der nächste Winter im Lockdown” – erklärte (auf Ihre Kosten übrigens, geneigte Leserinnen) in ihrem Kommentar: „Auch wenn diese neue Politikergeneration nicht 24 Stunden erreichbar ist, sind diese Politikerinnen und Politiker eine Bereicherung.” Ich weiß gar nicht, was die Magd will, der Führer zum Beispiel war vormittags auch meistens nicht erreichbar, nicht mal während der Ardennenoffensive, und der hatte mit ganz anderen Fluten zu kämpfen. Aber egal und jetzt mal zugehört, ihr Spinner, Nazis, Querdenker & Reichsbürger: Wir leben nicht in einer Schein‑, sondern in einer erbarmungslosen Demokratie.
Besser lässt sich die Erbarmungslosigkeit dieser Gesellschaft kaum auf den Punkt bringen, als es der brave Argo Nerd mit dieser Kompilation getan hat:
Damit wäre die Formulierung der Tagesthemen-Kommentatorix, bestimmte Politiker bedeuteten eine Bereicherung – zumindest was Frau Spiegel betrifft – exakt quantifiziert: In Rede steht eine Bereicherung um 75.600 Euronen. Aber seien wir fair, es waren nicht die erbarmungslos mit Anwesenheit überforderten Politiker der späten BRD, die das Motto Enrichissez-vous ausgaben, sondern der ebenfalls hinreichend oft absente französische König Louis-Philippe I. (eigentlich war es wohl Guizot, aber wir sind hier ja nicht im Proseminar).
Was wiederum die Erbarmungslosigkeit betrifft, stehen unsere Quotenfrauen bei Anwesenheit tatsächlich oft vor dramatischen Triage-Entscheidungen.
***
Die eingangs zitierte Jungfer Stokowski hat zeitlebens schwerer geschuftet als jemals eine ehrenamtliche Grünenpropagandistin vor ihr, aber die Impfverweigerer haben ihr das Arbeitsleben jetzt indirekt gründlich versaut.
Ich lasse die Frage beiseite, was die drei Impfungen bewirkt haben mögen – bestimmt haben sie ihr das Leben gerettet –, und stelle die Vermutung, warum vor allem Frauen „Long Covid” bekommen, jedem selber anheim (Olaf Scholz würde wohl sagen: „Weil sie es können”). Die Mädels sterben bekanntlich seltener an Corona als Männer; eigentlich logisch, dass sie stärker mit Nachwirkungen zu tun haben, denn wer tot ist, fällt ja dafür aus.
Ich, der ich in meiner Selbstwahrnehmung sowieso seit ca. vierzig Jahren schon sechzig und außerdem Zahnarztfrau bin, verspürte nach meiner Infektion Anfang 2021 wochenlang den „Nebel im Kopf”, meine weibliche Seite begab sich sogar in neurologische Behandlung, aber nachdem alle Untersuchungen inclusive MRT gezeigt hatten, dass mein Gehirn nicht nur deprimierend, sondern obendrein nahezu altersuntypisch gut „in Schuss” ist, hat sich meine männliche Seite tüchtig besoffen und beschlossen, die Sache einfach zu ignorieren. Jammern kann und darf ich als offiziell männliches weißes Cis-Konstrukt ja sowieso nicht, weil niemand zuhört und Männer, die jammern statt zu arbeiten, entweder bei der SPD oder unter einer Brücke landen.
***
Ähem – und apropos Margarete S.:
Wollen wir bloß hoffen, dass Long Covid nicht auch in den Reihen der „Antifa bleibt Handarbeit”, wie der Titel einer ihrer Kommentare ante Post-Covid hieß, wütet, denn Margarete kann es nun nicht mehr!
***
Zum Anschlag in der New Yorker Metro.
***
Ein PS zur Ukraine.
Auch der Süddeutsche Beobachter war seinerzeit not amused.
Ts ts ts…
***
Auf einer U‑Bahn-Rolltreppe im Zentrum Münchens steht ein junges fremdländisches Pärchen nebeneinander, eine hagere Frau mit kurzen grauen Haaren hat es eilig und begehrt mit einem unwirschen „Entschuldigung!” Durchlass. Sofort macht die junge Frau Platz, indem sie hinter ihren Begleiter huscht.
Das ist Zivilisation.
Die Hagere rennt weiter treppab, findet aber im Vorbeieilen Zeit für den Ruf: „Rechts stehen, links gehen!”
Das ist Deutschland.
***
Als ich vor vierzig Jahren in der Handwerkergarde eines sozialistischen Möbelgroßhandelsbetrieb in Ostberlin arbeitete, verbrachte ich meine Pausen unter anderem in der entzückenden Gesellschaft eines sächsischen Kfz-Schlossers unbestimmbaren Alters, der immer Blaumann trug, dessen Fingernägel niemals sauber waren und dessen Bildungsstand dem Guten nach meiner damaligen Einschätzung bisweilen nicht erlaubte, Dinge, die ihm vor Augen oder zu Ohren gekommen waren, in adäquate Worte zu fassen. Eines Morgens überraschte er mich mit der Mitteilung, er habe am Vorabend irgendwo (im DDR-Fernsehen kann es nicht gewesen sein) einen Erotik-Film gesehen, in dem „schwule Weiber” vorkamen, „schwule Weiber!”
Ich Narr hielt den Mann damals für beschränkt und naiv; tatsächlich war er seiner Zeit voraus, ein echter Avantgardist.
***
Ein „polizeibekanntes Trio” aus Herne (Homeland NRW) – „drei Jungen im Alter von 12 und 13 Jahren” – soll das Mädchen „mit Tritten und Schlägen in einen lebensgefährlichen Zustand versetzt” haben. „Nach Abschluss ihrer Vernehmungen wurden die Verdächtigen wieder ihren Erziehungsberechtigten übergeben.”
Was mag das für ein polizeibekanntes Trio sein? Ist Trio die Bezeichnung für die dreiköpfige „Gruppe”? Kann es sein, dass dem Kinderstürmer aus Kreuzberg gerade die Koordinaten verrutschen? Ich nehme Wetten an.
***
Zum Corona-Block (heute en miniature).
Text: „Unter den Stichworten ‚Herzbeschwerden / Implantierter Defibrillator’ sowie ‚Brustschmerzen / Andere Beschwerden in der Brust’ stieg die Zahl der protokollierten Einsätze im Jahr 2021 im Vergleich zu den Durchschnittswerten aus den Jahren 2018/2019 um 31 Prozent auf insgesamt 43.806 Einsätze. Die Zahl der protokollierten Einsätze unter den Stichworten ‚Schlaganfall / Transitorisch Ischämische Attacke’ (TIA) stieg im Vergleich zu den Durchschnittswerten aus den Jahren 2018/2019 um 27 Prozent auf insgesamt 13.096 Einsätze.”
Die Behörden stehen vor einem Rätsel. Liegt es am Klimawandel?
***
Eine achtbare Zusammenfassung der Lektionen, die uns das Coronavirus erteilt hat, steuert ausgerechnet ein Rapper bei, ein schwarzer Engländer übrigens. But why not? Von einem deutschen Minister war dergleichen ja nun wirklich nicht zu erwarten.
***
Gilt immer.
***
Eine Anmerkung in eigener Sache.
Die hier bereits angekündigte, wirklich letzte Ausgabe der Acta diurna, das Übelste aus den Jahren 2020 und 2021 versammelnd, wird im April nicht mehr und wahrscheinlich auch im Mai noch nicht erscheinen können. Der Verlag spricht von Lieferengpässen beim Papier. Wahrscheinlich sind die Russen schuld, wie an sämtlichen Lieferproblemen und Versorgungslücken derzeit und für die nächste Ewigkeit.