Am vergangenen Donnerstag hat mich die DDR, deren Auferstehung von den Scheintoten ich hier seit Jahren als getreulicher Chronist begleite, nun auch ganz persönlich wieder eingeholt, ohne mich zu überholen (kleiner Scherz für Bewohner der „Ehemaligen”). Die Sache klingt zunächst sehr privat, ist aber durchaus öffentlicher Art, und so will ich sie, zumal dies ja mein Diarium ist, berichten; wie es sich schickt der Reihe nach.
Zum Jahresbeginn hat die Bundestagsverwaltung meine Bezüge als Bundestagsangestellter recht erheblich gekürzt, obwohl die Verträge, die ich abgeschlossen hatte, es anders vorsahen. Der Anlass war ein Wechsel des Arbeitgebers – von der Fraktion zu einzelnen Abgeordneten –, wodurch ich unter irgendeine Beamteneinstufung falle (diese Regel hat man wohl eingeführt, um zu verhindern, dass die MdB ihren Mitarbeitern unangemessen üppige Gehälter zahlen). Meine Ansprüche seien zu hoch, da ich keinen Universitätsabschluss besitze, erfuhr ich (in einer zweiten Ablehnungsversion kam hinzu, ich sei zu unerfahren in der Parlamentsarbeit und dürfe nicht so viel verdienen). Das von mir begehrte Gehalt war übrigens mit jenem identisch, welches ich den vergangenen vier Jahren schamlos eingestrichen habe.
Nun hat die „Kommission des Ältestenrates des Bundestags für Angelegenheiten von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Abgeordneten” meinen Einspruch (bzw. den meiner Arbeitgeber) gegen die Kürzung abgewiesen. In ihrer Argumentation für die Fortzahlung der bisherigen Einkünfte beriefen sich meine Arbeitgeber auf den „außergewöhnlichen Lebensweg” sowie die „besonderen Leistungen, die Herr Klonovsky seit 2017 für die Fraktion erbracht hat”: Besagter Herr Klonovsky hat vier Jahre lang fast alle Reden des Oppositionsführers im Deutschen Bundestag verfasst; außerdem bringt er die Berufserfahrung von 25 Jahren Journalismus in der freien Wirtschaft mit, die meiste Zeit davon in leitenden Positionen eines großen Magazins; er hat überdies mehr als ein Dutzend Bücher geschrieben, Journalistenpreise bekommen, Referenzen beigebracht etc.; das müsse, so schloss das Plädoyer, doch einen Studienabschluss aufwiegen.
Würde es wohl auch. Bei jeder anderen Partei.
Warum aber rekurriere ich auf die DDR? Aus zwei – durchaus kontrapunktisch ineinander verwobenen – Gründen. Zum einem hängt die Tatsache, dass ich keine Universität besucht habe, mit gewissen Eigentümlichkeiten meiner DDR-Biographie zusammen, genauer gesagt: mit meinem Widerwillen gegen diesen Staat und dessen der sozialistischen Gesinnungsdressur dienendes Bildungssystem (so gut es teilweise auch war, wie ich aus heutiger Vergleichsperspektive konzediere). Statt auf die EOS zu gehen, ging ich damals auf den Bau (mein Abitur habe ich später in der Abendschule nachgeholt). Da ich nach dem Mauerfall ziemlich rasch so etwas wie eine journalistische Karriere machte und deutlich mehr verdiente als beispielsweise jene Geisteswissenschaftlerinnen, die in der Redaktion als Aushilfssekretärinnen arbeiteten, hielt ich es für überflüssig, noch ein Studium zu absolvieren.
Zum anderen sind es heute überwiegend Sozialisten, teilweise mit direktem DDR-Pedigree, ansonsten oft nicht ohne DDR-Affinität, die ihre eigene Klientel fett mit Staatskohle versorgen, aber bei mir interessegeleitet knausern. Da ich nicht weiß, wer in der besagten Kommission sitzt und ohnehin niemand diese Leute kennen dürfte, lenke ich Ihre Aufmerksamkeit, geneigte Leserin, auf das Präsidium des Ältestenrates – es ist identisch mit jenem des Bundestages –, auf dass Sie sich ein Urteil bilden, welches Milieu meine Erfahrung und intellektuelle Eignung anzweifelt.
Bärbel Bas, SPD, die Präsidentin, hat keinen akademischen Abschluss. Sie ist ausgebildete Bürogehilfin, Sozialversicherungsfachangestellte und Krankenkassenbetriebswirtin (wogegen nichts einzuwenden ist).
Die stellvertretende Vorsitzende Petra Pau, SED, absolvierte ein Fachschulstudium als Pionierleiterin am Zentralinstitut der Pionierorganisation „Ernst Thälmann”, das sie als Freundschaftspionierleiterin – dieses gefinkelte Sozialistendeutsch kehrte zuletzt wieder im „Gute-Kita-Gesetz” einer (anderen) akademischen Hochstaplerin – und Unterstufenlehrerin für Deutsch und Kunsterziehung abschloss. Später studierte Pau an der Parteihochschule „Karl Marx” Gesellschaftswissenschaften. Bis 1990 war sie Mitarbeiterin beim Zentralrat der FDJ.
Die stellvertretende Vorsitzende Katrin Göring-Eckardt wiederum, Grüne, ist Studienabbrecherin in immerhin Theologie, Allah wollte es so, und damit für ihre Partei alles andere als unrepräsentativ (nicht nur Frl. Lang, auch der zweite Parteivorsitzende Omid Nouripour hat übrigens sein Studium abgebrochen).
Bei Aydan Özoğuz, SPD, einer weiteren Stellvertreterin, handelt es sich um jene wonnige Maid, die als erste zugab, „eine deutsche Kultur jenseits der Sprache” nicht zu erkennen – wobei ich mich frage, ob und wo in ihrem Umfeld sie diesseits der Sprache so etwas wie Kultur zu entdecken meint –, also eine Politikerin, die mit ihrer Unbildung, an der ein Sprachenstudium an der Uni Hamburg naturgemäß nichts änderte, wenigstens offen umgeht. Die Exempel sollten genügen.
Dreißig Jahre haben diese Bolschewiken gebraucht, um als Bolschewoke wieder überall im Lande Führungspositionen zu übernehmen – ich hätte nicht geglaubt, dass ich es zweimal erleben muss –, und nun bescheinigen sie mir, ich hätte ja in der Zone studieren können. Da der Gesinnungsterror an den Universitäten allmählich das DDR-Level erreicht und man heute wieder für eine falsche Meinung, ja für ein falsches Wort exmatrikuliert werden kann, hat dieser Vorschlag sogar etwas Stringentes.
Zwei Anwälte empfehlen mir, gegen die Entscheidung zu klagen; ich lasse es mir durch den Kopf gehen.
Zugleich bitte ich die Besucher des Kleinen Eckladens, diese Schilderung nicht als einen Spendenaufruf fehlzuinterpretieren; meine Keller und Scheuern sind gefüllt, und wo eine Tür sich schließt, tun sich verlässlich andere auf. Ich konnte es mir lediglich, wie man sagt, nicht verkneifen, ein wenig aus dem musterdemokratischen Nähkästchen zu plaudern. Außerdem – und apropos sich auftuende Türen – will ich eine Erweiterung meiner online-Präsenz ankündigen (so nennt man das doch?). Ich werde in Kürze (der genaue Termin folgt) in einem wöchentlichen sogenannten Live-Podcast auf der Plattform Gettr aus den Acta diurna vortragen und anschließend via Chat mit dem Publikum plaudern. Gettr ist als Alternative zu Twitter gegründet worden, und zwar von einem ehemaligen Trump-Berater, weshalb die Plattform von den hiesigen Gesinnungsmedien als Sie wissen schon was einsortiert wird; ich kann zumindest bestätigen, dort noch keine linken Trolle erlebt zu haben (rechte übrigens auch nicht).
Man findet mich dortselbst jetzt jedenfalls regelmäßig.
Außerdem wird ab dem 1. April auf diesen Seiten die bereits angekündigte Werbung geschaltet, wobei es sich samt und sonders um Produkte handelt, die ich guten Gewissens empfehlen kann; außerdem sollen die Anzeigen so gestaltet und platziert werden, dass sie auch empfindsamen Gemütern nicht den Besuch des Eckladens verleiden.