„Die einzige Kirche, der ich angehören möchte, ist die, die man im Dorf läßt.”
Hermann L. Gremliza, durchaus selbstironisch
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Es meldet die Zeit:
Der Text ist lust- und elanlos von der dpa übernommen: „Unbekannte haben am vergangenen Wochenende auf dem Dresdner Heidefriedhof eine Bronzeskulptur zur Erinnerung an die Opfer der Bombenangriffe auf die Stadt im Februar 1945 beschädigt. Die Polizei geht von Vandalismus aus – ein entsprechendes ‚Bekennerschreiben’ wurde an mehrere Redaktionen geschickt, wie ein Sprecher am Montag sagte. Der Staatsschutz ermittelt. Nach Polizeiangaben wurde die Figur vom Steinpodest gestoßen, es entstand ein Sachschaden von rund 5000 Euro. Das ‚Trauernde Mädchen am Tränenmeer’ wurde von der in Dresden lebenden Bildhauerin Malgorzata Chodakowska geschaffen und steht seit 2010 vor einer großen schwarzen Marmorschale mit Blick auf den Ehrenhain.”
„Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) verurteilte die Aktion. ‚Die Beschädigung oder Zerstörung von Gedenkorten ist nie politisch, sondern einfach nur Vandalismus’, sagte er. ‚Egal ob aus dem links- oder rechtsradikalen Spektrum: Wer sich an solchen Aktionen beteiligt, verlässt den demokratischen und zivilgesellschaftlichen Diskurs um eine vielfältige Erinnerungskultur.’ ”
Obwohl er quasi vom Band kommt, handelt es sich um einen für die Wahrheits- und Qualitätspresse sehr typischen Text. Zunächst einmal steht die abwiegelnde, desinformierende Überschrift in offensichtlichem Widerspruch zur Nachricht.
„Schmierereien” am selben Ort sahen, nebenbei, bei früherer Gelegenheit so aus.
Sodann entrollt sich die Meldung in der Reihenfolge: beschmiert – beschädigt – vom Podest gestoßen – nachhaltig zerstört; die meisten Leser werden ja hoffentlich schon angesichts der Überschrift ausgestiegen sein. Zweimal wird in dem Text unterstellt, die Täter seien „Vandalen” gewesen – also die Tat entpolitisiert –; das Bekennerschreiben, das auf Indymedia auftauchte, ordnen die Autoren keinem konkreten politischen Lager zu, weil sich, erstens, auf dieser Webseite, deren Existenz von den Mainstreammedien nie skandalisiert wird, ja auch der Ku-Klux-Klan, die Hisbollah und die IRA bekennen, sowie, zweitens, das Motiv der Herostraten dunkel und rätselhaft ist. Und der Bürgermeister verurteilt anlassunspezifisch jeden Extremismus, um ja auf der sicheren Seite zu sein.
Einzig Bild lieferte ein Bild und nannte Ross und Reiter.
Der Dresdner Buschfunk raunt, die edlen Seelen hätten sich einer Flex-Kreissäge bedient, um der Bronzemaid die Fesseln zu durchtrennen. Die werden sie doch nicht selber bezahlt haben müssen?
Merke: Verbrannte deutsche Kinder sind keine Opfer!
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Mitunter gerinnt die neue Weltordnung in einer einzigen Frage.
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Urheber dieser Entscheidung war wieder der Erste Senat mit Merkels grundrechtsfanatischem Protegé Harbarth an der Tete.
Die Geschwindigkeit, mit welcher im besten Deutschland ever der Rechtsstaat geschleift wird, ist beeindruckend. Auf die nächsten zwei, drei Jahre extrapoliert, werden sie die Grundrechte in ein staatliches Zielsetzungsrecht verwandelt haben.
Die Durchsetzung der Maskenpflicht mit der Schusswaffe wird einem dann als normale, gesittete Maßnahme erscheinen.
Bischof, ich kann schießen,
Sagte der Büttel zum Bischof
Pass auf, wie ich’s mach!
(Brecht, „Der Büttel von Ulm”)
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Wenn Sie jetzt noch das lesen:
Und das:
Und das:
Dann stimmen Sie dem Gevatter Gremliza, er ruhe nach wie vor in Frieden, bestimmt zu, der geschrieben hat:
„Annahmen über Täter und Hergang einer Tat, die von Unbefugten geäußert werden, heißen Verschwörungstheorien.”
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Ein guter Bekannter verbrachte einige Tage in Budapest und berichtet sehr angetan von der entspannten Stimmung in der Hauptstadt des europäischen Sachsens. Das öffentliche Leben sei durch keinerlei Verbote eingeschränkt, man könne Geschäfte, Restaurants und Bars besuchen, ohne einen Impf- oder Genesenseinsnachweis präsentieren zu müssen, und es herrsche nirgendwo Maskenpflicht. Ein Teil der Menschen trage eine Maske, die anderen eben nicht, das sei dort so freiwillig wie die Impfung, wobei eine Mehrheit geimpft sei, aber kein Mensch Anstoß daran nehme, wenn man es nicht ist. Jeder treffen seine Entscheidung für sich und akzeptiere jene des anderen.
Eine Kryptodiktatur eben.
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Im freien Vorbildistan dagegen gilt: Die Unversehrtheit des Kollektivs erfordert die Versehrung des Einzelnen.
(Video anbei)
Also praktisch:
Zur Erinnerung schnell noch ein Blick ins vulgärjuristische Antiquariat.
Lindh hat immer Lunte. Verfassungs Grundgesetzfeindlichkeit ist längst kein Problem mehr. Grundrechte sind einfach nicht mehr zeitgemäß.
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Jemand sagte: „Sie werden die Impfpflicht durchziehen, nicht weil es irgendeinen medizinischen Sinn hätte, sondern einfach, um zu beweisen, dass sie es können. Als Dressurmaßnahme, zur Vorbereitung auf Kommendes.”
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Hingebungsvoll werkelt Leser *** an rot-grün-gelben Imageplakaten. Probe:
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Ein Vorgeschmack auf kommende große Transformationen.
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SED-Offizielle kündigen Reiseerleichterungen an (nicht wegen der Montagsdemonstranten)!
Passend dazu ein Beispiel sinnvoller Identitätspolitik.
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Zu meinen wiederholt unternommenen Anläufen, das NS-Regime rückwirkend zu relativieren und zu verharmlosen, indem ich eine Verbindung von Nationalsozialismus und Sozialismus behauptete und ausgerechnet Nationalsozialisten als Kronzeugen dafür herbeizitierte, als ob diese Figuren nicht immer nur gelogen hätten und über ihre Motive überhaupt auskunftsfähig gewesen wären – woher soll denn ein Nationalsozialist wissen, ob er ein Sozialist ist? –, hat Leser *** nun eine weitere falsche Selbstidentifikation beigesteuert, die zu allem Übel auch noch von einem kommunistischen Renegaten stammt.
Der mir bislang unbekannte Mann hieß Karl Iwanowitsch Albrecht, eigentlich Karl Matthäus Löw, lebte von 1897 bis 1969, war Weltkriegsteilnehmer, KPD-Mitglied, emigrierte 1924 in die Sowjetunion, engagierte sich in der KPdSU, wurde als „Trotzkist” 1932 ausgeschlossen, zum Tode veruteilt, später nach Deutschland abgeschoben, wo er sogleich im Gestapo-Gefängnis landete, auf freien Fuß kam, neuerlich ins Ausland floh und nach einigen Irrungen durch die Türkei und die Schweiz – es gab Zeiten, da hatten Menschen noch Biographien, keine Lebensläufe – das antikommunistische Buch „Der verratene Sozialismus” schrieb, mit dem er sich gewissermaßen bei den Nazis habilitierte.
Es war der erste Fall, dass ein prominenter sowjetischer Funktionär zu ihnen übergelaufen war. Das Buch wurde von der NS-Propaganda gepriesen und im Reich zum Bestseller. 1944 überstieg die Gesamtauflage die Zwei-Millionen-Grenze. Zuletzt diente Albrecht als Adjutant bei General Andrej Andrejewitsch Wlassow, dem Kommandeur der russischen Freiwilligenarmee, die an der Seite des Teufels für die Befreiung ihrer Heimat von der Herrschaft Satans kämpfte (lebte Sophokles noch, er fände allein darin Stoff für mindestens eine Trilogie). Nach dem Krieg setzten die Kommunisten in der Ostzone das Buch aus Inzestscheu auf den Index.
Leser *** schickte mir eine Kopie der letzten Seite des Vorworts.
Es möge den Beweisstücken hinzugefügt werden.
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Apropos Beweisstücke. Regelmäßige Besucher des kleinen Eckladens befinden sich im Bilde darüber, dass dessen spleeniger Betreiber einen heiligen Rechtsstreit nicht gerade gegen die Natur, aber gegen ihre Liebhaber und Verklärer führt. Auf einer populärwissenschaftlichen Webseite stieß ich auf diese Schilderung romantischen naturhaften Getändels.
Was soll’s, nur die Sonne war Zeuge. Anders bei einem Krokodilangriff auf eine Herde Zebras in Kenia; da filmten Menschen mit. Ich habe noch nie ein lebendes und verzweifelt um dieses Leben kämpfendes Wesen gesehen, dessen Schädel samt Kiefer bis auf die Knochen freilag. Wer’s mag, es ist ja Natur, nichts als Natur, hier entlang. Aber Vorsicht, das vergisst sich nicht so schnell.
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„Ein vertracktes Gesetz will, daß leichter schreibt, wer’s nicht kann.”
(Nochmals Gremliza)