… angelegentlich der Straßenumbenennungspläne in München, Berlin und andernorts:
„Frohe Kunde kommt aus dem Breisgau. Die Kommission zur Überprüfung der Freiburger Straßennamen hat ihren Abschlussbericht vorgelegt. Sie empfiehlt, zwölf Straßen umzubenennen, darunter den Martin-Heidegger-Weg. ‚Damit ist Freiburg die erste deutsche Stadt, die eine derartige, vollumfängliche Untersuchung aller Straßennamen initiiert hat’, strahlt die Badische Zeitung über die Größe und Herrlichkeit dieses Aufbruchs.
Getilgt werden soll neben dem Heideggerweg unter anderem auch die Hindenburgstraße, denn man weiß ja, wohin die führt. Dann gibt es noch 15 Straßennamen der ‚Kategorie B’, quasi die bloß kryptofaschistisch Versippten unter den Straßen, die zwar ‚trotz dunkler Flecken in der Vita der Betroffenen’ nicht umbenannt, aber deren Schilder ‚mit kurzen Erläuterungen zur geschichtlichen Einordnung’ bevölkerungserzieherisch veredelt werden sollen. Zu dieser Kategorie der Halb- und Viertelbeschmutzten gehören Fichte, Theodor Körner, Richard Wagner, Richard Strauss und merkwürdigerweise auch Carl von Linné (hat er womöglich in seinen Fundamentalista Botanica
afrikanische Pflanzen diskriminiert?).
So um 1918 nistete sich der Typus des habituellen Nazis im deutschen Volkscharakter ein, und trotz diverser Kuren bekommt unser armes, gebrechliches Land auf seine späten Tage diese Filzlaus nicht mehr los, weil sie sich ständig an neuen Stellen exponiert. Immer wollen unsere Reinheitswächter denunzieren, verfolgen, dingfest machen, löschen, flurbegradigen, umbenennen, Ordnung schaffen, Maßnahmen einleiten, den Konsens vollstrecken, endgültige Lösungen anstreben. Und dieser Typus wird in den Stürmen der nächsten Völkerwanderung nur zum Teil vergehen, der andere Teil wird konvertieren und im Namen des Propheten so gründlich, so systematisch missionieren und verfolgen, dass selbst radikale Muslime lauter kleine Kaabaklötzer staunen werden, mit welchen Strebern sie sich da eingelassen haben.
Was nun wiederum Heidegger und Wagner angeht, so ist es ziemlich gleichgültig, wie heute akademische Tagelöhner und andere publizistische Gartenzwerge über sie befinden. In ‚tausend Jahren’ (B. Höcke), wenn niemand mehr weiß, was Deutschland war und wo der SC Freiburg spielte, werden sie einer der wenigen Gründe sein, warum in einigen Winkeln dieses Planeten noch ein paar geistvolle Menschen Deutsch lernen.”
(Acta diurna vom 14. Oktober 2016)