Prosit Neujahr!

Alles, was in die­sem Land pas­siert, folgt aus der Lau­ne irgend­ei­nes Bon­zen, pfleg­te mein Bru­der wei­land zu sagen.

WAGNER
Welch ein Gefühl mußt du, o gro­ßer Mann!
Bey der Ver­eh­rung die­ser Men­ge haben!
O! glück­lich! wer von sei­nen Gaben
Solch einen Vort­heil zie­hen kann.

FAUST
An Hoff­nung reich, im Glau­ben fest,
Mit Thrä­nen, Seuf­zen, Händeringen
Dacht’ ich das Ende jener Pest
Vom Herrn des Him­mels zu erzwingen.
Der Men­ge Bey­fall tönt mir nun wie Hohn.
O könn­test du in mei­nem Innern lesen,
Wie wenig Vater und Sohn
Solch eines Ruh­mes werth gewesen!
Mein Vater war ein dunk­ler Ehrenmann,
Der über die Natur und ihre heil­gen Kreise,
In Red­lich­keit, jedoch auf sei­ne Weise,
Mit gril­len­haf­ter Mühe sann.
Der, in Gesell­schaft von Adepten,
Sich in die schwar­ze Küche schloß,
Und, nach unend­li­chen Recepten,
Das Wid­ri­ge zusammengoß.
Da ward ein rother Leu, ein küh­ner Freyer,
Im lau­en Bad, der Lilie vermählt
Und bey­de dann, mit off­nem Flammenfeuer,
Aus einem Braut­ge­mach ins ande­re gequält.
Erschien dar­auf, mit bun­ten Farben,
Die jun­ge Köni­gin im Glas,
Hier war die Arzen­ey, die Pati­en­ten starben,
Und nie­mand frag­te: wer genas?
So haben wir, mit höl­li­schen Latwergen,
In die­sen Thä­lern, die­sen Bergen,
Weit schlim­mer als die Pest getobt.
Ich habe selbst den Gift an Tau­sen­de gegeben,
Sie welk­ten hin, ich muß erleben
Daß man die fre­chen Mör­der lobt.

WAGNER
Wie könnt ihr euch dar­um betrüben!
Thut nicht ein bra­ver Mann genug;
Die Kunst, die man ihm übertrug,
Gewis­sen­haft und pünct­lich auszuüben.

FAUST
O! glück­lich! wer noch hof­fen kann
Aus die­sem Meer des Irrth­ums aufzutauchen.
Was man nicht weiß, das eben brauch­te man,
Und was man weiß, kann man nicht brauchen.

(Faust I, „Vor dem Tor”, leicht gekürzt)

***

Minis­ter­prä­si­dent ruft zu Straf­ta­ten auf!

Das Delikt „Stum­me Mei­nungs­äu­ße­rung” kann­ten sie nicht mal in der Zone.

Hei­ner Mül­ler, „Ham­let­ma­schi­ne”:

Und jetzt auf zum Neujahrsspaziergang!

 

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