Von der Wiege Europas zum Hinterhof Europas: Griechenlands Abstieg ist beispiellos. Wie konnte das passieren?
Auch große Philosophen können sich irren – manche durchaus „zeitnah“, bei anderen dauert es schon mal Jahrhunderte, bis der Irrtum offenbar wird. Zu Letzteren gehört Aristoteles mit seiner Feststellung, die Bewohner der kalten Gegenden Europas seien, anders als die Völker des Südens, an geistiger Einsicht arm und zu echter Staatenbildung unfähig.
Heute gilt eher das Gegenteil. Aber vielleicht sind die staatlich inzwischen eher stabilen Völker des Nordens ja wirklich mitunter an geistiger Einsicht arm – hätten sie sonst eingewilligt, die wertlose Drachme auf letztlich ihre Kosten gegen den Euro auszutauschen? Andererseits ist gerade dies ein in hohem Maße geistig motivierter Akt gewesen. Die Drachme, das war die älteste Münzwährung des Kontinents, mit ihr hatten bereits Leonidas, Perikles oder Euripides bezahlt. Menschen, in deren Beutel Drachmen klimperten, haben dem Erdteil seinen Namen gegeben und seine kulturellen Grundlagen geschaffen.
Wer sich verdeutlichen will, was für ein einzigartiges Ausstrahlungsphänomen das alten Griechenland war, muss nur durch europäische Gemäldegalerien wandeln, sich die klassizistischen Bauten in den großen Städten des Westens anschauen oder den Blick zum Himmel richten. Die Erde ausgenommen, heißen alle Planeten unseres Sonnensystems nach hellenischen Gottheiten (sechs in latinisierter Form). Noch der letzte Jupitermond trägt einen Namen aus der griechischen Mythologie.
Auch den Sternenhimmel hat mythologisches Personal aus Hellas erobert, von Orion, Herkules und Kassiopeia über die Dioskuren und Plejaden bis hin zu Perseus und Andromeda. Mit einer gewissen Folgerichtigkeit trugen die Raketen, mit denen US-Astronauten auf dem Mond landeten, den Namen des Apollo.
Die Griechen haben die Demokratie erfunden, die Tragödie, die Philosophie, die Olympischen Spiele, das Symposion und den geschriebenen Vokal – Grund genug, ihren Nachfahren die Möglichkeit zu geben, nunmehr ihre Schulden in Euro anhäufen zu können?
Aber wer sind überhaupt ihre Nachfahren? „Kein Tropfen des alten Heldenblutes fließt ungemischt in den Adern der jetzigen Neugriechen“, befand anno 1830 der Orientalist Jakob Philipp Fallmerayer und rügte die zeitgenössischen Griechenlandfreunde: „Eure schwärmerische Teilnahme ist verschwendet an ein entartetes Geschlecht, an die Abkömmlinge jener slawischen Unholde, die im fünften und sechsten Jahrhundert über das byzantinische Reich hereinbrachen und die hellenische Nationalität mit Stumpf und Stiel ausrotteten.“ Und zu Fallmerayers Zeiten standen die größten Bevölkerungsverschiebungen durch die Türken noch bevor.
In der Tat dürften die heutigen Griechen kaum mehr mit jenen verwandt sein, die in der Antike das Land bevölkerten und diese staunenswerte Kultur schufen. Auf einem Südzipfel des Peloponnes, auf der Halbinsel Mani sollen die letzten „echten“ Griechen leben, so wie die letzten „echten“ Kelten in Irland siedeln und die letzten „echten“ Ägypter die Kopten sind. Und die letzten „echten“ Germanen? Ach, lassen wir das.
Die modernen Griechen beweisen ihre Unähnlichkeit mit ihren Vorfahren jedenfalls quasi täglich. Das Land, das Sokrates und Platon, Myron und Phidias, Pindar und Sophokles, Pythagoras und Thukydides hervorbrachte, besitzt heute keinen bedeutenden Dichter, Komponisten, bildenden Künstler oder Philosophen. Auch keinen Weltstar in irgendeinem anderen Genre (die Callas war der letzte und einzige). Seit El Greco hat Hellas keinen Maler von Weltrang erzeugt. Aus Griechenland kommt fast nie ein Film, über den man in Europa redet. Die bedeutendsten griechischen Dichter der Gegenwart sind jene Statistiker, die der EU unterjubelten, ihr Staatshaushalt sei gesund und die landwirtschaftliche Nutzfläche ihres Landes übertreffe dessen Gesamtfläche.
Wer etwas werden will, geht ins Ausland. Die Hand voll weltweit anerkannter griechischer Physiker und Kosmologen etwa arbeitet in den USA. Der bekannteste Grieche der Gegenwart indes heißt Otto Rehhagel, das Spiel seiner Mannschaft ist ungefähr so attraktiv wie ein Athener Vorort. Vier der sieben antiken Weltwunder standen in Griechenland; heute vollbringen griechische Baumeister Glanztaten wie jenen Tunnelbau nahe der Stadt Kozani, wo sich die Grabungskommandos, die von jeweils einer Seite des Berges starteten, in der Mitte um 35 Meter verfehlten. Nach jedem Erdbeben wird in der Öffentlichkeit diskutiert, ob man nicht auch erdbebensichere Häuser bauen könnte. Stadtplanung ist seit 2000 Jahren kein Thema. Halb Attika ist inzwischen mit Betonsiedlungen von unglaublicher Hässlichkeit zugestellt. Müllhaufen, erodierende Böden und notorisch brennende Wälder gehören heute zu Griechenland wie dereinst Tempel, Dreifüße und Opferrauch.
Athen war um 1800 ein Flecken mit 5000 Einwohnern, die zwischen den antiken Trümmern ihr Vieh weideten, um 1900 lebten dort 130000 Menschen, heute sind es mehr als drei Millionen. Das explosionsartige Wachstum, eine Folge allgemeiner Landflucht, vollzog sich in der Hauptstadt wie anderswo ohne Vorsatz und Plan und verwandelte Athen in jenen stinkenden Moloch, als welcher die „Wiege der Demokratie“ heute berüchtigt ist. Als logische Folge setzte seit den 1980er-Jahren eine temporäre Stadtflucht ein. Zahlreiche wilde Siedlungen entstanden entlang der Küste, eine knappe halbe Million Schwarzbauten für die Sommerfrische, deren enorme Unansehnlichkeit verdeutlicht, dass der einstmals in jenem Weltteil herrschende Sinn für Proportionen wohl gänzlich ausgestorben ist. „Die allzu menschenreiche Stadt kann nur schwer, vielleicht überhaupt nicht in Ordnung gehalten werden“, schrieb Aristoteles. Die heutigen Griechen demonstrieren, dass sie auch kleinere Orte mühelos in einen Zustand kompletter Verwahrlosung versetzen können.
Im Altertum war Griechenland eine der führenden Seemächte. Noch heute hat das Land mit seinen 14000 Kilometern Küste eine der größten Flotten der Welt. Doch wer auf eine griechische Fähre steigt, weiß, worauf er sich einlässt: die Fortsetzung der Odyssee mit den Mitteln des Fremdenverkehrs.
Hellas besitzt ein einziges Opernhaus und nur einen richtigen Konzertsaal; im Lande des Orpheus und des Kitharaspielers Apollo ist die Tonkunst im Grunde über die Volksmusik nie hinausgekommen. Die Pisa-Studien, bei denen Griechenland hintere Plätze belegte, wurden weder von den Politikern noch von den Medien überhaupt zur Kenntnis genommen.
Griechenland scheint das ideale Beispiel zu sein für die Theorie des Geschichtsdenkers Oswald Spengler, dass Kulturen Organismen sind, die notwendig einen Lebenszyklus von der Jugend über Blüte und Reifezeit bis zum Verfall durchlaufen. Freilich dauert dieser Abstieg von so beispielloser Höhe inzwischen schon 2000 Jahre.
Was das antike Griechenland von den anderen Kulturen des Altertums unterschied (von der römischen Republik abgesehen), war das Fehlen einer Zentralgewalt, eines Alleinherrschers – gewiss eine Folge der Geografie, doch auf geheimnisvolle Weise verknüpft mit der Herrschaft des Wettbewerbsgedankens. Eris, die Göttin der Zwietracht, existiert Hesiod zufolge in zweierlei Gestalt: Die eine „fördert den schlimmen Krieg und Hader“, die andere „treibt auch den ungeschickten Mann zur Arbeit; und schaut einer, der des Besitztums ermangelt, auf den anderen, der reich ist, so eilt er sich in gleicher Weise zu säen und zu pflanzen und das Haus wohl zu bestellen (…) Gut ist diese Eris für den Menschen.“ Dass Neid in der Welt war, schrieben die Griechen einer wohltätigen Gottheit zu. „Dem Neid entgeht nur, wer seiner nicht würdig ist“, spricht die mykenische Königin Klytaimnestra in Aischylos´ Tragödie „Agamemnon“.
Dieses Gefühl durchzog den gesamten Alltag – die Hellenen konnten sich ihre Tätigkeiten gar nicht anders denken als im Wettstreit. „Wo immer wir hinblicken, stoßen wir bei den Griechen auf ein Sich-Messen“, schreibt der Historiker Christian Meier. „Täglich erfolgte es auf der Agora, wo man sich traf.“
Nicht nur Sportler und Krieger befanden sich im ständigen Wettbewerb – wobei Letztere bei Homer und Herodot nicht nur nach ihren Taten, sondern obendrein nach ihrer Schönheit „gerankt“ werden -, auch die Sänger und Tragödiendichter, Rhetoren und Bildhauer stachelte der Ehrgeiz, der Erste zu sein an. „Auf jetzt, die ihr die besten Tänzer seid der Phäaken“, ruft deren König Alkinoos, bei dem Odysseus zu Gast ist, „tanzt uns nun etwas vor, damit der Fremde den Seinen/Dann zu Hause berichte, wie weit wir den anderen voraus sind/Im Gesang und im Tanz, im Wettlauf und in der Seefahrt.“ Platons berühmtes „Symposion“ ist nur der äußeren Form nach ein Gelage; tatsächlich findet ein Wettstreit statt, welcher Teilnehmer die beste Rede auf den Eros hält. Sogar die religiösen Feste bestanden aus Agonen, man ließ nicht einen Chor singen, sondern mehrere traten gegeneinander an.
Ganze Städte wetteiferten, wer die besten Sportler und Künstler hervorbrachte oder die schönsten Tempel besaß. Die griechische Demokratie ist im Grunde der Versuch gewesen, optimale Konkurrenzbedingungen zu schaffen und die Dominanz eines Einzelnen auszuschließen. Noch das Scherbengericht diente dem Agon. „Das ist der Kern der hellenischen Wettkampf-Vorstellung: sie verabscheut die Alleinherrschaft und fürchtet ihre Gefahren, sie begehrt, als Schutzmittel gegen das Genie – ein zweites Genie“, hielt Friedrich Nietzsche fest. Von diesem Geist ist heute im Land der Vetternwirtschaft bis auf Regierungsebene nichts übrig.
Die Schattenseite des permanenten Wetteiferns war die Grausamkeit, mit welcher dieses „liederliche Artistenvölkchen“ (Thomas Mann) Bruderkriege führte. Mit dem Peloponnesischen Krieg (431–404 v. Chr.) löschte sich das Land als Akteur der Geschichte quasi selbst aus. An dessen Ende forderten zwei der mit Sparta verbündeten Städte, das besiegte Athen „zur Schafweide“ zu machen – die Spartiaten freilich lehnten ab und schleiften nur die Stadtmauern.
Wenn man den Niedergang der griechischen Kultur an jenen des Wettbewerbsgedankens knüpft, beginnt er schon mit der Herrschaft der Makedonierkönige Philipp II. und Alexander der Große. Nachdem 146 vor Christus die Römer Griechenland erobert hatten, übernahmen die Griechen die Idee, fortan Römer zu sein – bis heute bezeichnen sie sich so und das Griechentum als „Romiossini“. Im Gegenzug machte sich Rom „die griechischen Wissenschaften und die gesamte griechische Kultur zu eigen“, wie der Geschichtsschreiber Plutarch notierte.
326 nach Christus erhebt der römische Kaiser Konstantin I. das Griechennest Byzantion wegen seiner idealen Lage zur neuen Hauptstadt Konstantinopel, vier Jahre später wird die Stadt eingeweiht. Zum Zweck ihrer Zierde befiehlt der Kaiser einen der barbarischsten Kunstraube aller Zeiten. Zahlreiche griechische Städte werden geplündert, die Skulpturen der bedeutendsten attischen Bildhauer verschleppt. Auch das Riesenstandbild des Apollo aus Delphi gelangt so nach Konstantinopel und bekommt dort einen neuen Kopf: den Konstantins.
In Konstantinopel vollbrachten griechische Baumeister ihre letzte architektonische Großtat: Anthemios von Tralles und Isodor von Milet schufen die 537 geweihte Hagia Sophia. Während Neu-Rom blühte, verödeten die einst so bedeutenden Griechenstädte. Zwar war Griechisch die meiste Zeit Amtssprache des byzantinischen Reiches, doch Zentralgewalt, Kaiserkult und Christianisierung zerstörten die ursprüngliche griechische Artistenmentalität. Dass es in einem Land, dessen öffentliche Plätze einst mit Götterskulpturen übersät waren, im achten Jahrhundert zu einem Streit darüber kommen konnte, ob es erlaubt sei, Heiligenbilder herzustellen, illustriert den Paradigmenwechsel. Natürlich handelte es sich längst ausschließlich um Darstellungen christlicher Figuren.
„Jedem Volk ist eine Frist gesetzt“, notierte der Prophet Mohammed, ganz analog zum Geschichtsphilosophen Spengler, nur mehr als 1000 Jahre früher. Den endgültigen Niedergang Griechenlands besiegelten denn auch die Osmanen. Nach der Eroberung Konstantinopels anno 1453 geriet Hellas für fast vier Jahrhunderte unter türkische Herrschaft. Von der Hagia Sophia stürzten die Kreuze. Die Türkenzeit war für die Mehrheit der Griechen eine Katastrophe. Fortan galten sie als Menschen zweiter Klasse, erlitten die Schikanen der Fremdherrschaft und der Überfremdung ihres Landes durch vor allem albanische Einwanderer. 1822 massakrierten türkische Truppen über 20000 Griechen auf der Insel Chios, 45000 wurden in die Sklaverei verkauft.
Nach der Unabhängigkeit schwelte der griechisch-türkische Konflikt weiter. Grässlicher Höhepunkt war die sogenannte kleinasiatische Katastrophe 1923: Anderthalb Millionen griechischstämmige Bewohner Kleinasiens, die dort seit Jahrhunderten lebten, wurden von den Türken vertrieben, in den 1950er-Jahren kamen noch mehrere hunderttausend Griechen aus Istanbul und Ägypten dazu.
Im Schicksal der Athener Akropolis spiegelt sich die Verfallsgeschichte des Landes. Im sechsten Jahrhundert wurde der Parthenon in eine christliche Kirche umgewandelt. In byzantinischer Zeit residierte der Provinzgouverneur auf der Akropolis, nach der Eroberung durch die Osmanen der türkische Stadtkommandant. Die Türken machten aus dem Parthenon eine Moschee (mit angebautem Minarett), das Erechtheion verwandelten sie kurzerhand in einen Harem. Während der Belagerung Athens durch die Venezianer 1687 traf ein Kanonenschuss den Tempel, in dem die Türken ihr Schießpulver lagerten. Der herrliche Bau wurde irreparabel beschädigt.
Namentlich den gräkophilen deutschen Klassikern war nicht nur die Antike selbst ein großes Thema, sondern die Trauer über den Verlust dieser Welt. „Attika, die Heldin ist gefallen;/Wo die alten Göttersöhne ruhn,/Im Ruin der schönen Marmorhallen/Steht der Kranich einsam trauernd nun“, klagte Hölderlin. „Was unsterblich im Gesang soll leben“, tröstete sich Schiller, „muß im Leben untergehn.“
Prosaischer, aber nicht minder traurig, äußerte sich der französische Schriftsteller und Diplomat François-René de Chateaubriand nach einer Besichtigung des Poseidontempels auf Kap Sunion im Jahr 1806: „Um mich herum waren Gräber, Schweigen, Zerstörung, Tod und einige griechische Matrosen, die sorgenfrei und gedankenlos auf Griechenlands Trümmern schliefen. Ich verließ dieses geheiligte Land auf immer, den Kopf mit seiner vergangenen Größe und gegenwärtigen Erniedrigung angefüllt.“
Die Erniedrigung ist heute beendet, der Niedergang indes allgegenwärtig. Aber befindet sich nicht der gesamte Mittelmeerraum, Italien etwa, in einer ähnlichen Situation? Teils, teils. Die Italiener sind immerhin nach wie vor Weltspitze in Sachen Mode und vor allem in der Gastronomie. Griechische Mode? Griechisches Design? Nie gehört. Und um die Küche machen Feinschmecker einen großen Bogen.
Der Koch Mithaikos von Sizilien, immerhin von Platon erwähnt, galt seinen Zeitgenossen als „der Phidias der Küche“ – heute gibt es keinen berühmten griechischen Herdkünstler und im ganzen Land nur drei Lokale mit Michelin-Sternen (in zweien davon kocht man französisch).
In seiner „Gastmahlkunde“ schwärmt Archestratos von Gela, ein reisender Gourmet aus dem vierten Jahrhundert vor Christus, über einen Fisch aus Rhodos: „Wenn sie ihn dir nicht verkaufen wollen, dann nimm ihn mit Gewalt. Danach magst du ruhig dein Schicksal auf dich nehmen.“ Heute heißt das Schicksal zuweilen Sodbrennen.
Für jede Art Sodbrennen gut ist, mit wenigen Ausnahmen, auch der griechische Wein. Attischer Rebensaft genoss im Altertum einen exzellenten Ruf und wurde überschwänglich besungen. Ein Hauptunterschied zwischen Zivilisation und Barbarei bestand für die alten Griechen darin, dass die Barbaren Bier tranken. Heute sind es eher die Barbaren, die griechischen Wein trinken.
Als Grieche geboren zu sein sei ein „erhabener Fluch“, schrieb die Schauspielerin und langjährige griechische Kulturministerin Melina Mercouri in ihrer Autobiografie. „Für erstaunlich viele Leute heißt dies offenbar, dass man persönlich die Akropolis gebaut, Delphi gegründet, das Theater erschaffen und den Begriff der Demokratie erfunden hat.“
Nein, kein Mensch denkt das mehr.
Erschienen in: Focus 8/2010, S. 132–136
Dem Artikel folgten hunderte empörte bis beleidigende Briefe bzw. Mails von entrüsteten Griechen. Die zurechnungsfähigen unter ihnen zählten mir ihre heutigen bedeutenden Landsleute auf, verwiesen auf die historischen Ursachen ihrer Probleme, auf den – von mir unbestrittenen – kulturellen Niedergang Deutschlands, die Einseitigkeit meiner Polemik, die Tatsache, dass von der Höhe der antiken Kultur ja nur ein Abstieg möglich war usw.
Sagen wir mal so: Sie wissen, dass ich recht habe, und ich weiß, dass sie recht haben.
Nachtrag: Acta diurna vom 1. Mai 2016
Wie ich einmal ganz allein das griechisch-deutsche Verhältnis zerstörte, hier.
Meine (übrigens Henry Louis Menckens Tiraden sacht nacheifernde) Philippika fällt nach diesem fanfarischen Präludium womöglich ein bisschen ab, sollte aber zum Vergleich herangezogen werden. Die späterzürnten Hochbegabten, die jetzt auf Leserforen darüber befinden, ob dieser Text rassistisch sei, sollten lieber darüber diskutieren, ob seine zentrale These richtig oder falsch ist. Immerhin berührt sie eines der interessantesten und geheimnisvollsten Phänomene der Weltgeschichte (ohne es im entferntesten erklären zu können bzw. zu wollen), nämlich die Tatsache, dass Großkollektive, Völker, einen eigenen unverwechselbaren Stil bilden, letztlich das, was Spengler „Rasse” nannte – und welches Menschheitskollektiv wäre stilbildender und genialer gewesen, als das „liederliche Artistenvölkchen” (Th. Mann) der Hellenen? –, dass sie aber irgendwann die Kraft dazu verlieren und als Akteure der (Kultur-)Geschichte abtreten. Die Juden, um das einzuschieben, zeigen übrigens eine beachtliche Beharrlichkeit, dies nicht zu tun, und vor allem produzieren sie mit ebenjener Beharrlichkeit, in immer wechselnden Formen, Intelligenz.
Die Gründe für einen Niedergang können viele sein, fremde Eroberer oder Konkurrenten, Katastrophen, Dekadenz etc. Im Falle der Griechen – und noch deutlicher: der Ägypter –, so meine These, lag es an der Überlagerung durch andere, weniger entwickelte, mit weniger Stilwillen ausgestattete, weniger geniale Völkerschaften (neben einer gewissen Erschöpfung bzw., was die Hellenen angeht, einem kulturell Sich-zu-Tode-gesiegt-haben). Dass es nicht nur verschieden begabte Einzelne, sondern auch verschieden begabte Kollektive und ebenso Kulturen verschiedenen Ranges gibt, ist zwar so eindeutig wie die Existenz von Sonne und Mond, aber für einen achtbaren kulturrelativistischen Antirassisten die übelste aller Tatsachen, deren schiere Erwähnung bereits unter Strafandrohung fallen sollte, denn alle Menschen und Kulturen sind gleich, zumindest im Wolkenkuckucksheim bzw. in der lichten sozialistischen Zukunft der verbrüderten Weltschwesterngesellschaft (welche wahrscheinlich der Menschheit, aber ganz sicher mir am Ende gottlob erspart bleibt).
In einer Talkschau im österreichischen TV sagte Thilo Sarrazin einmal die geflügelten Worte „1,5 Milliarden Muslime, und kein einziger Nobelpreis!” Woraufhin eine muslimische Dabeisitzerin sich ereiferte, es sei unerhört, dass er solche rassistischen Behauptungen überhaupt öffentlich aussprechen dürfe. Noch Fragen?
Mein „Fall” wurde übrigens vor dem, wenn ich richtig im Bilde bin, höchsten Gericht Athens verhandelt; mit Schreiben vom 31. Januar 2011 forderte der Staatsanwalt beim Protodikeio acht Focus-Redakteure auf, „vor dem IA Trimeles Plimmeleiodikeio Athen (…) persönlich zu erscheinen”, um „wegen der nachstehenden Straftaten abgeurteilt (zu) werden”. (Das Verfahren wurde selbstredend eingestellt.)
Was meinen Teil angeht, zitiere ich aus der Anklageschrift den erlesensten Part, nämlich: „Sie werden beschuldigt, (…) mehrere Straftaten, die gesetzlich umschrieben und mit Strafe bedroht sind, begangen (zu) haben, und zwar (…) bewusst gegenüber Ihren Lesern behauptet (zu) haben” – jetzt folgen die Punkte a bis f, wobei f lautet –: „den griechischen Wein trinken nunmehr nur die Barbaren”.
Darauf einen Dujardin!
PS: Ich habe übrigens nicht das Geringste gegen die Griechen.